Niemand im Damensalon

Niemand im Damensalon. Aus dem Spanischen (La aventura del tocador de señoras) von
Peter Schwaar.

(bei eBay DE)

Niemand im Damensalon

Da steht er vor dem Gitter der ehrwürdigen Irrenanstalt, die der Bauspekulation weichen soll, und ist frei. Vogelfrei. Das Leben hat ihn nicht übermäßig begütert, einen vorweisbaren Namen hatte ihm schon die Mutter nicht vermacht, und Papiere, Habseligkeiten, Pläne hat er keine. So marschiert er zu Fuß ins postolympische Barcelona, ein Niemand. Gut, dass seine Schwester Cándida, eine Zierde ihres Geschlechts und Namens, erstes Obdach und einen Schwager offerieren kann, der als philosophierender Friseur nur allzu froh ist, ihm seinen Damensalon zu überlassen. Tage und Jahre der stillen Einkehr. Da betreten eines Tages zwei wohlgerundete Beine seine Arbeitsstätte, und die sorgsam gehegte Flaute hat ein Ende. Die junge Dame schlägt ihm ein Geschäft vor, soviel wird ihm rasch klar, aber die Leiche, die noch in derselben Nacht anfällt, war nicht vorgesehen….

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.01.2003

Eines zeigt dieser Roman eindrucksvoll – und es handelt sich dabei, meint jedenfalls der Rezensent Florian Borchmeyer, durchaus um eine neue Erkenntnis – Katalonien ist das “Mutterland der Vetternwirtschaft”. Dieser Krimi demonstriert es an seinem zunächst als irre deklarierten, dann kurz als Damenfriseur Karriere machenden und zuletzt in wüste Verstrickungen im Innersten der katalonischen Korruption geratenen Helden namens Niemand. Der wird, nolens volens, zum Detektiv, wühlt sich durch Leichenberge und trägt den Sieg gegen die ganze Bande davon. Der Humor des Buches, man ahnt es schon bei der Zusammenfassung, ist “teils hintergründig, teils skurril und karikaturesk überzogen”. Und der Rezensent scheint seinen Spaß gehabt zu haben. Niemand im Damensalon.

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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.08.2002

Besser geht’s nicht: Man kann die Begeisterung förmlich spüren, mit der Albrecht Buschmann Eduardo Mendozas “köstlich schräges Barcelona-Portrait” gelesen hat. Ein namenloser Irrer ermittelt unfreiwillig in Sachen Mord in einer irren Stadt, aus diesen Ingredienzien entwickelt Mendoza ein laut Buschmann höchst delikates Menü, spannend und ganz nebenbei gesellschaftskritisch, etwa wenn es die Handlung in das Milieu der Politiker und Spitzenmanager verschlägt: “Ein jeder erpresst und unterschlägt, dass es eine Art hat, und mittendrin unser Irrer, der seine Unschuld beweisen will.” Was dieses Buch aber wirklich ausmache, sei die Sprache, konstatiert Buschmann, und die sei etwas für Genießer, “in barocker Pracht strömen die Satzkaskaden, verlieren sich in aberwitzigen Verschränkungen, ein Witz nach dem anderen perlt über die Seiten”. Buschmann lobt die “brillant” gelungene Übersetzung, die den Sprachwitz Mendozas unbeschadet ins Deutsche hinüberrettet. Buschmann sieht in Mendoza in einer Linie mit Lazarillo und den Vertretern des spanischen Schelmenromans, eine ehrwürdige Ahnenlinie, und so erfahre Mendozas “rasanter Irrwitz” noch die das Ganze krönende Portion “poetische Tiefe”. Niemand im Damensalon.

 

La aventura del tocador de señoras (en alemán Niemand im Damensalon).

La aventura del tocador de señoras retoma las enloquecidas aventuras del innombrado protagonista de El misterio de la cripta embrujada y El laberinto de las aceitunas, convertido esta vez en peluquero ocasional, buscavidas incondicional y víctima de un engaño que le obliga a investigar un asesinato para salvar su propio pellejo.

Algo más entrado en años, pero igual de estrambótico, nuestro héroe abandona definitivamente el manicomio en el que lleva décadas confinado, con la idea de encauzar su vida. No se espera de él que resuelva enigma alguno, pero su destino le llevará a hacerlo. Tampoco la ciudad que le aguarda es la Barcelona cambiante de la transición o la todavía en ebullición de comienzos de los años ochenta: nos encontramos en la resaca postolímpica, en un mundo que se ha vuelto a la vez más turbio y más complejo, pero cuyas leyes permanecen tan inescrutables para el improvisado sabueso como las de antaño. Sin más recursos que los que le brinda un instinto que sin él saberlo es el propio del pícaro, ha de encararse a una malla de lianas invisibles, aunque mortíferas, que tejen un entramado de crimen y corrupción.

La aventura del tocador de señoras es una narración delirantemente divertida, marcada por el contraste entre el carácter hilarante de cada peripecia o detalle expresivo y la dureza del retablo social que dibuja el conjunto. Tras un prolongado silencio, Eduardo Mendoza regresa a la novela para alcanzar una de sus cimas narrativas.

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